Ich bin neulich an eine Sun Fire V120 gekommen. Da ich Solaris nun weder mag, noch beherrsche, war schnell klar, dass hier ein Linux drauf muss. Wie praktisch, dass Debian auch in SPARC-Geschmack daher kommt.
Das hier ist keine allgemeine Anleitung für „Linux auf SPARC“. Ich erzähle einfach, wie ich das konkrete Vorhaben „Debian auf V120“ bewältigt habe. Ich glaube, ich hatte viel Glück dabei, weil alles so ziemlich auf Anhieb funktioniert hat. Alles weitere wäre also zuviel Spekulation. (Ich bin mir aber relativ sicher, dass sich das hier beschriebene Vorgehen auch fast vollständig auf die Installation einer Sun Fire V240 übertragen lässt. Falls diese Anleitung zudem für weitere Modelle zutrifft, wäre Feedback nett!)
Mein Zeug:
- eine Sun Fire V120 mit UltraSPARC-IIe
- ein Laptop, ebenfalls mit Debian
- ein serielles Verbindungskabel zwischen beiden Rechnern
Mit besagtem Kabel kommt auch gleich die erste Hürde: Ich muss eine serielle Kommunikation herstellen, aber weder mein Laptop noch die Sun haben eine serielle Schnittstelle: Der Laptop hat USB, die „Serial“-Ports der Sun sind RJ45. Das ist mit entsprechender Phantasie und Adaptern natürlich schnell gelöst: An den Laptop einen USB-auf-seriell-Adapter, dann seriell-auf-Ethernet, dann ein Ethernet-Kabel in den Serial A / LOM Port der Sun.
An NET0 und NET1 schließe ich Ethernetkabel an, die in mein LAN führen. Über NET0 muss der Laptop erreichbar sein, an NET1 muss ein Routing ins Internet bestehen. (Es ist wichtig, zwei Kabel anzuschließen, um später nicht in einen bekannten kernel panic-Bug des Debian-Installers zu rennen. Ich habe zwar auch eine Installation ohne Bug erlebt, das aber am selben Gerät kein zweites Mal geschafft.)
Jetzt starte ich am Laptop eine Shell und darin minicom (in den Debian Squeeze-Repositories zu finden). In meinem Fall ist minicom auf /dev/ttyUSB0 konfiguriert und auf eine Baudrate von 9600 gesetzt. Und schon meldet sich die Sun:
LOMlite console Please login: Enter password: lom> LOM event: +0h0m0s LOM booted lom> LOM event: +0h4m20s user login failed 0 lom> LOM event: +0h4m38s user login 1 lom>
Hier unterhalte ich mich gerade mit dem Lights Out Management meiner Sun und bitte es, das Hauptsystem einzuschalten:
lom>poweron lom> LOM event: +0h4m51s host power on Sun Fire V120 (UltraSPARC-IIe 648MHz), No Keyboard OpenBoot 4.0, 1024 MB memory installed, Serial #xxxxxxxx. Ethernet address 0:3:ba:xx:xx:xx, Host ID: xxxxxxxx.
Die „Ethernet address“ ist eine MAC-Adresse der Sun. Diese notiere ich mir, die wird gleich gebraucht.
Am Laptop installiere ich jetzt noch diese beiden Pakete:
rarpd tftpd
Dann füge ich in /etc/ethers (muss wahrscheinlich erstellt werden) eine Zeile mit MAC-Adresse der Sun (habe ich ja eben vom LOM erfahren) und der für sie vorgesehenen IP-Adresse ein.
00:03:BA:xx:xx:xx 192.168.0.42
Jetzt brauche ich natürlich noch das Debian-Image für die Sun:
$ cd /srv/tftp/ $ wget http://http.us.debian.org/debian/dists/squeeze/main/installer-sparc/current/images/netboot/boot.img
Ich wende mich wieder der Sun zu und springe vom LOM ins sogenannte OK-Prompt („break“ eintippen, 2x Enter drücken, sodass ein „ok“ in der nächsten Zeile erscheint) und setze hier den Befehl „boot net“ ab.
lom>break ok boot net
Zurück zum Laptop. In /var/log/syslog werde ich jetzt einige Einträge folgender Art finden:
tftpd[21212]: tftpd: trying to get file: C0A8002A tftpd[21212]: tftpd: serving file from /srv/tftp
Das Verzeichnis /srv/tftp ist bei Debians rarpd als default definiert. In diesem Verzeichnis sucht die Sun ihr Boot-Image unter einem Dateinamen, der die ihr zugewiesene IP-Adresse in hexadezimaler Schreibweise darstellt. In diesem Fall also „C0A8002A“. Da der Name des heruntergeladenen Files aber boot.img lautet, setze ich einen Symlink:
$ ln -s /srv/tftp/boot.img /srv/tftp/C0A8002A
Sobald der Link korrekt gesetzt ist, beginnt die Sun mit dem Laden des Images (über NET0) und startet anschließend den Debian-Installer.
Wichtig, beim ersten Screen des Debian-Installers muss das Netzwerkkabel in NET0, gezogen werden. Ansonsten stirbt die Installation mit dem eingangs erwähnten Bug. Außerdem muss, wie gesagt, über das in NET1 verbleibende Kabel eine Internetverbindung möglich sein, damit der Installer weitere Pakete von den Debian-Mirrors nachladen kann. Auch das ist zwingend erforderlich, um die Installation beenden zu können.
Der Rest vom Installer ist selbsterklärend genug, hoffe ich. Deshalb wünsche ich jetzt zum Schluss auch nur noch viel Spaß unter der Linuxsonne!
Vielen Dank an
http://www.pbandjelly.org/2007/12/debian-on-sunfire-v120/
und
http://www.tux-admin.de
Hey Daniel, danke für den Artikel! Ich habe so ein altes Schätzchen und konnte es nicht ans laufen bringen – mit deiner Hilfe hat´s geklappt. Danke für das gerettete Wochenende!